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DER SENIORENHIPPIE MIT HUND

 


In seinem Programm "Der Seniorenhippie mit Hund" berichtet Dieter Thomas wie es ihm ergangen ist, als er sich entschied, nach 30 Jahren Kabarett aufzuhören und mal zu sehen, was der Vorruhestand so alles zu bieten hat.

Nach zehn Urlaubsreisen, zwanzig Büchern und dreißig VHS-Kursen musste Dieter schmerzlich erkennen, dass sich der Abschied von der Bühne ins Gegenteil verkehrte. Anstatt körperliche und mentale Erholung war Stress angesagt, den er nicht mehr abbauen konnte, weil ihm etwas ganz Wichtiges in seinem Leben fehlte:

Ein Ort, sich seinen ganzen Alltagsfrust von der Seele zu reden. Ein Ort, wo ihm jemand zuhört. Also wird er tätig, schafft sich einen Hund an, der ihm zwar willig lauscht, aber als Publikumsersatz immer noch nicht ausreicht.

Bei seinen Versuchen eine Alternative für die Bühne zu finden, landet er als Reiseleiter und Entertainer beim Busunternehmen "Hachenburger Seniorenreisen". Genau wie vorher seine Zuschauer haben die Reisenden bereits vorab bezahlt und sind Dieter bis zur Ankunft am Reiseziel restlos ausgeliefert.

Die Hoffnung, damit seine Probleme gelöst zu haben und dies ein ruhiger Job werden könnte, schwindet allerdings schnell, weil er erkennen muss, das alles, was er bisher über die Alten wusste, nur ein müder Abklatsch von dem war, was da über ihn hereinbricht.

Er hoffte ein paar nette geruhsame ältere Herrchen und Frauchen kennen zu lernen, die ihm das Leben im Vorruhestand, den Einstieg in die Generation Silberlocke näher bringen würden. Das war ein großer Irrtum! Denn selbst in seinen allerwildesten Zeiten, ist er niemals auf so viele Irre, Durchgeknallte, Größenwahnsinnige und vollkommen abgedrehte Typen getroffen wie bei den späten Frührentnern, Vor- Haupt- und Nach- Ruheständlern und rechtzeitig Halb-Pensionierten, deren Welt eine einzige große Ü-60 Party zu sein scheint.

Seniorenhippie und Reiseleiter Dieter Thomas kommt ganz schön ins Schleudern, weil er messerscharf erkennt, dass dieses Millionenheer von geistig und körperlich rüstigen, aber intellektuell und sportlich total unterforderten Menschen, vollkommen unberechenbar geworden ist:

Dieter Thomas mit Hund 80jährige schreiben im Bus, den Laptop auf ihren Knien balancierend, an ihrer Doktorarbeit. 90jährige durchleben ihre siebte Midlifecrisis und laufen als Iron-Man im Hawaiihemd auf der Autobahntoilette als erste ins Ziel. Schwangere Omas jammern, dass ihnen hinten im Bus schon kurz nach Verlassen Hachenburgs speiübel wird und die Spucktüten mit dem hübschen Logo der "Hachenburger Seniorenreisen" schon wieder mal aus sind.

Ihm wird klar, dass diese Altengarde in den nächsten Jahren als subversive Oldiebewegung die Republik stärker aufmischen wird, als jede Jugendbewegung es vor ihnen getan hat. Wenn diese Alten erst mal loslegen, wird kein Mensch mehr von der Gefahr des internationalen Terrorismus sprechen.

O- Ton aus dem Hachenburger Senioren-Liner:

Na, mein Freund, was reimt sich auf Tumor? Hm? Na Humor!!

Und überhaupt, was heißt Rente mit 67, wir sind witzisch bis siebzisch!

Und verbrennen lassen im Sarg, der aussieht wie ein riesiger Joint, ist auch nicht mehr drin, weil ja jetzt Rauchen in öffentlichen Räumen verboten ist.

Lebenslängliche Haftstrafen? Da lach' ich mich doch mit meinen 86 Jahren tot!



DER SENIORENHIPPIE

Seniorenhippie


Einen schon etwas abgetakelten und in die Jahre gekommenen Kabarettisten und Schauspieler, der fast alle Minibars von Deutschlands Hotels leer gesoffen hat, überfällt eines abends auf der Bühne die Einsicht, dass seine 3 Jahrzehnte Showgeschäft auch nichts anderes waren als 30 Jahre Bergbau in der Zeche Elend. Er beschließt deshalb seinen Abschied von der Bühne zu nehmen. Die finanziellen Voraussetzungen sind nicht schlecht, weil er in seinen besseren Tagen ganz gut verdient hat.

Leider machte er den entscheidenden Fehler - wie so viele andere, die den Hals nicht voll bekommen konnten- einen großen Teil seines Ersparten in Aktien zu investieren und verliert alles. Deshalb bleibt ihm nichts anderes übrig, als noch ein paar weitere Jahre rumzutingeln.

Da er sich mit seinem neuen Programm mit dem Titel "Der Seniorenhippie" noch nicht so ganz sicher ist, entscheidet er sich, die Uraufführung an dem Auftrittsort stattfinden zu lassen, an dem er seine größten Erfolge und die glanzvollsten Höhepunkte seiner Karriere feierte, natürlich in…(Veranstalter/Presse hier Ort einsetzen)

Dieter Thomas spielt wieder mal mit einer schier nicht zu fassenden Authentizität den verzweifelten Loser, der in seiner unnachahmlich hinterfotzigen Art uns an seinen und unseren eigenen Niederlagen so richtig ungeniert teilhaben lässt.

Dieter Thomas, der schon mit den unterschiedlichsten Kollegen wie Mathias Beltz, Dieter Hildebrandt, Hendrike v. Sydow, Mattias Richling, Dieter Nuhr, Badesalz, Harald Schmidt usw. auf der Bühne oder vor der Fernsehkamera gestanden hat, ist und bleibt sich selber treu als der Urhesse, der die Welt immer noch aus der Sicht eines lustigen Kleinstadtganoven betrachtet, dem die ewige Jugend anhaftet und bei dem man nie weiß, was authentisch und was erstunken und erlogen ist.

Ihm ist es inzwischen vollkommen schnurz, was heutzutage auf der Bühne noch links oder wer noch linker ist. Hauptsache er ist der Linkischste.

Die Achtundsechziger,sagt die "FAZ" über Dieter Thomas, da beißt die Maus keinen Faden ab, sind in ihrem Scheitern einfach komischer als die Neunundachtziger.

Ein Spiegelredakteur schrieb einmal vor Jahren: "Dieter Thomas hat den Charme einer ungespülten Kaffeetasse auf dem Tisch einer Wohngemeinschaftsküche". Irgendwie trifft das auch heute noch zu, nur steht in diesem Programm die Tasse auf dem Tisch seines Einzimmer- Singleappartements.

Und was macht seine langjährige Bühnen- und Lebensgefährtin Hendrike v. Sydow? Sie zieht die Fäden hinter der Bühne, führt Regie und freut sich, dass Dieter Thomas nun doppelt soviel Text lernen muss.


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